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Zitty Berlin

Brezelbar: Ich bin ein Brezelmann!

Pallim, Pallim. Die Tür fliegt auf und Oren Dror stürmt nach einem arbeitsreichen Tag herein, um kurz darauf hinter dem Tresen zu verschwinden. „Sorry, ich hab’ heute noch nichts gegessen!“ Zwei sichere Handgriffe: Einer in den Korb mit den Laugenbrötchen, einer zum Lautstärkeregel der Stereoanlage. Aretha Franklins „Respect“ schallt jetzt durch die kleine Bar, Oren trällert lauthals mit, während er sein Brötchen belegt:

„R.-E.-S.-P.-E.-C.-T.– Find out, what it means to me…“ Dann lässt er sich erschöpft auf einen der kleinen Holzstühle plumpsen und genießt die erste Mahlzeit des Tages. Nach sechs Jahren im Brezel-Business – kriegt man da überhaupt noch Laugengebäck runter? „Hey, ich liebe Brezeln! Und das hier sind die besten der Stadt!“ An Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht. Das ist einer der Gründe, warum aus dem Bauchladen-Brezelverkäufer ein Ladenbesitzer wurde.

Schon mit 15 beginnt Oren in Tel Aviv, wo er geboren und aufgewachsen ist, in der Gastronomie zu arbeiten. Er arbeitet immer mehr und mehr, das Gewerbe fasziniert ihn. So wie Berlin: In den Schulferien kommt er oft hier her, unter anderem wegen der Liebe. Er verliebt sich in die Stadt und beschließt, nach Berlin zu gehen. Irgendwann mal, für einige Monate. Aus den Monaten sind 10 Jahre geworden.

Nach all der Zeit in der Gastronomie hat er 2003 genug vom Angestelltenverhältnis. „Ich bekam immer viel Lob, musste aber unter Chefs arbeiten, die total unfähig waren. Irgendwann dachte ich mir dann: Das kann ich besser!“ Er macht sich selbstständig. Mit einem 2er-Golf und einem Brezelkorb. Samt Laugengebäck, das er anfangs noch von Lieferanten bezieht, tourt er durch die Kneipen. Der Absatz steigt und steigt, Oren beschließt, selbst zu produzieren. Im Bergmannkiez verwandelt er 2007 einen gefliesten Raum mit Neonlicht in die stylishe kleine Brezelbar. Warmes Rot an den Wänden, ein Kronleuchter an der Decke und natürlich: körbeweise Laugengebäck. Er beliefert Huxley’s, Zitadelle Spandau, 1.FC Union Berlin und ist Hauscaterer der Columbiahalle, während die Gäste in der Bar Käse- oder Körnerbrezeln essen und Wein trinken. Warum er nicht Bagels verkaufe, fragen ihn viele, er sei doch schließlich Jude – und in Israel sind Bagels populär. „Ich bin ein Brezelmann!“, sagt er dann. „Ich bleibe bei Brezeln.“

Lydia Brakebusch, Zitty Berlin, 12.03.2009